Netzwerk-Aktion „Berührung schenken“
Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit und unsere liebevolle Berührung sind vielleicht die kostbarsten Geschenke, die wir heutzutage einem anderen Menschen machen können. In diesem Sinn hat das Netzwerk Berührung e.V. zur Weihnachtsaktion „Berührung schenken“ aufgerufen. Vereinsmitglieder waren dazu eingeladen, liebevolle Berührung an Menschen zu verschenken, die diese besonders gut gebrauchen können. Hier kommen ihre Erfahrungsberichte.
Eine neue Begegnung (Sinah Müller)
Heute habe ich Tanja (42) eine kleine Thai Yoga Session von 60 Minuten geschenkt. Ich kannte sie vorher nicht – das hat die Sache besonders spannend gemacht, auch für mich. Tanja ist die Schwiegertochter einer ganz lieben Kundin, die meinen Senioren Yoga Kurs besucht. Vor Weihnachten habe ich in die Senioren Yoga Gruppe fragt, ob jemand jemanden kennt, der sich dieses Jahr besonders über Berührung freuen würde. Ich dachte, vielleicht würde sich eine der Teilnehmerinnen selbst bei mir melden, viele der Damen sind verwitwet. Nach 2 Wochen bekam ich einen Anruf. Eine Teilnehmerin sagte, sie wüsste da jemanden. Ich habe einen Gutschein ausgestellt, den Tanja zu Weihnachten geschenkt bekommen hat.
Einige Wochen später bekam ich eine Email. Von Tanja. Dann habe ich sie angerufen. Wir haben einen Termin gefunden und es haben sich zwei Fremde getroffen. Ich habe ihr erklärt, was Thai Yoga ist, warum ich gerne diese Session schenken möchte und versucht, ihr ein gutes und sicheres Gefühl zu geben. Thai Yoga war für sie neu und ich freue mich sehr, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt hat.
Tanja ist Mechatronikerin und beruflich bedingt oft gestresst. Später erzählte sie mir, dass es ihr schwer fällt zu entspannen und abzuschalten. Sie war auch mal in in einer Klinik, in der man ihr Progressive Muskelentspannung näher bringen wollte. „Das ging gar nicht“, sagte sie. „Aber dieses Gefühl, so berührt zu werden tut gut. Ich konnte mich richtig fallen lassen und in mich rein gehen. Das hatte ich noch nie.“
Die Kraft der Umarmung (Christine Grein de Lima)
Nach meinem bisher intensivsten Berührungsjahr, freute ich mich auf einen besonderen Abschluss, insbesondere mit meinen älteren, teilweise hochbetagten Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Obwohl ich „meine Oldies“ schon viele Jahre kenne, war eine „richtige“ Umarmung etwas Neues für beide Seiten. Und was soll ich sagen, es folgten solch außergewöhnliche Momente, die ich wahrscheinlich nie wieder vergessen werde. Wann immer ich mit meinem Gegenüber auf Herzhöhe war, wurde aus der Umarmung eine liebevolle Verbundenheit, die durch die Dauer der Umarmung bekräftigt wurde.
Annehmen lernen (Claudia Krischker)
Ich habe bei der Weihnachtsaktion „Berührung schenken“ mitgemacht, weil ich diese Idee total berührend fand. Ich selbst bin vor Jahren an Depression erkrankt und mir haben Berührungen in Form von achtsamen Massagen wohler getan als jede Form von Psychotherapie. Viele Jahre beschäftige ich mich nun schon mit diesem Thema und habe mich zunächst aus eigenem gesundheitlichem Interesse in Massagen und Körperarbeit ausbilden lassen. Die Menschen zu „berühren“ im Yoga oder in einer Behandlung ist inzwischen zu einem wichtigen Teil meiner Arbeit und Teilselbständigkeit geworden. Einer sehr lieben Teilnehmerin aus meinen Kursen habe ich nun dieses wunderbare Weihnachtsgeschenk machen können.
Sie heißt Monika Landers, ist pensionierte Grundschullehrerin und kümmert sich seit längerem aufopferungsvoll um ihre demenzkranke Mutter. Sie hat sehr wenig Zeit für sich selbst. Aber wenn sie es trotzdem schafft, in meine Kurse zu kommen, hat sie immer liebe und freundliche Worte für mich übrig. Komplimente und kleine Aufmerksamkeiten sind ein Ausdruck ihrer Wertschätzung für meine Arbeit.
Als sie mein Geschenk über eine einstündige Massage ihrer Wahl von mir erhielt, war sie sehr beschämt und es war ihr peinlich, dass „ich mich für sie abstrampeln muss“(so ihre Worte), während sie genießen darf. Sie konnte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren. Wir führten vor der Behandlung ein ausgiebiges Gespräch über ihre momentane Befindlichkeit und Situation, was ihr zum Ankommen sichtlich etwas mehr Ruhe gab.
Folgendes sagte sie im Nachgespräch: „Ich fühle mich oft sehr starr, manchmal fast roboterartig. Endlich konnte ich mich mal richtig fallen lassen und fühle mich viel weicher und entspannter. Die Berührungen haben mir sehr gut getan und ich fühle mich einfach nur wohl. Danke für diese tolle Massage.“
Berührung mit Freunden teilen (Silke Schuster und Sandra Walkenhorst)
„Bring a friend“ ist gelebte Freude, wie wir selbst erleben durften!
Gerade in der oft hektischen Vorweihnachtszeit, in der wir uns eigentlich nach Ruhe und gemütlichen Momenten mit lieben Menschen sehnen, fehlt gern der Raum sich solchen Sehnsüchten hinzuzugeben. Mit unserem zauberhaften Thai Yoga-Weihnachtsspecial „Relax & Recharge“ wollten wir einen kleinen Gegenpol setzen und Berührung verschenken. Das Prinzip: einmal zahlen, zweimal dabei sein – und zwar gemeinsam mit einer Freundin/einem Freund, mit der Partnerin/dem Partner, mit Schwester, Bruder, Mama, Papa oder oder … Wer sich angemeldet hat, durfte den zweiten Platz an einen Lieblingsmenschen verschenken und sich auf einen gemeinsamen Abend mit Thai Yoga freuen.
Die Idee fand regen Zulauf, sodass wir in Kürze alle Mattenplätze vergeben hatten – und uns für eine ähnliche Aktion zum Auftakt ins neue Jahr entschieden haben. Auch hier kamen schnell wundervolle, dankbare Paarkonstellationen zusammen.
Sowohl für die Weihnachts- als auch für die Neujahrsaktion haben wir uns bewusst für eine längere Thai Yoga-Sequenz entschieden, um allen Teilnehmenden die Gelegenheit zu geben, möglichst lang und tief Entspannung genießen zu können. Im gemütlichen Ambiente eines charmanten Altbaus in Wiesbaden, bei Kerzenschein und mit Musik konnten alle die Zeit mit ihrer Begleitung genießen und miteinander das Geschenk von Thai Yoga teilen und erleben.
„Zeit statt Zeug“ in Form von einem gemeinsamen Thai Yoga-Abend als Weihnachtsgeschenk hat so eine besondere Qualität bekommen.